Wonnemonat Mai, Hochzeitsallerlei

Meine Lieben, es könnte sein, dass mir eventuell von den verschiedensten Seiten gezwitschert wurde, dass in diesem Jahr einige Hochzeiten anstehen, und es könnte ebenso sein, dass sich hierzu ein Beitrag gewünscht wurde.
Auch wenn ich es ungern zugebe, jedoch versteckt sich irgendwo in mir sehr wohl ein kleines, romantisches Mädchen, dass bei Hochzeiten und weißen, bauschigen Kleidern sofort Herzerl in den Augen bekommt, weshalb ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als diesen Wünschen zu entsprechen.

Allerdings, und da sind wir schon beim hakigsten Haken überhaupt, ist meine eigene Hochzeit dreiundzwanzig Jahre her. Sprich, sie hat in einer vollkommen anderen Zeitrechnung stattgefunden, denn genau so kommt es mir ab und zu vor. Wenn ich mir anschaue, wie heutzutage (oh, Gott, das hört sich an, als wäre ich ein uralter Tattergreis, der im Schaukelstuhl sitzt und von den guten, alten Zeiten schwadroniert – egal) der Bund fürs Leben eingegangen wird, glaube ich sogar, ich habe auf einem anderen Planeten geheiratet.

Ob meine Tipps, die gleich folgen werden, demnach hilfreich sind, wage ich zu bezweifeln.
Andererseits wäre es nicht ich, wenn ich nicht zu jedem Thema irgendetwas beizusteuern hätte, allerdings möchte ich gleich zu Beginn eine Warnung aussprechen:
Solltet ihr absolute Hochzeitsromantiker sein und, was dieses Thema angeht, nichts von Realität oder Pragmatismus hören wollen, dann lest ab sofort besser nicht weiter, okay?

Mirlis ganz persönliche Tipps für die perfekte Hochzeit:

Mein allererster und wichtigster Tipp überhaupt: Streiche sofort das Wort perfekt von deiner Wunsch- bzw. Erwartungsliste! Nichts, aber auch gar nichts wird an diesem Tag perfekt laufen! Weshalb auch immer, aber das ist faktisch Gesetz. Doch du kannst dir die Verzweiflungstränen gleich wieder aus dem Gesicht wischen, denn genau das wird deine Hochzeit doch wieder perfekt machen, aber anders als gedacht.
Macht keinen Sinn, glaubst du?
Macht es sehr wohl, denn all jene Dinge, die an meinem eigenen Hochzeitstag schiefgelaufen sind, genau die sind es, an die ich mich heute am häufigsten und liebsten zurückerinnere.
Ich kann mich zwar nicht mehr daran erinnern, wie die Torte geschmeckt oder die Tischdeko ausgesehen hat oder zu welchen Liedern wir getanzt haben – obwohl das sehr einfach wäre, da es bei meiner Person exakt ein (!) Tanz war – nein, das alles verblasst irgendwo im Nebel meines Gehirns.
Dass aber eine meiner damals engsten Freundinnen, von der ich wusste, dass sie meine Hochzeit niemals verpassen würde, auch fünfzehn Minuten und dreißig Minuten und drei Stunden nach Beginn noch immer nicht da war, ich sie zusätzlich nicht erreichen konnte und mir furchtbare Sorgen gemacht habe, bis sie sich schlussendlich völlig verzweifelt zurückgemeldet hat, sie hat das Datum verwechselt und sich dann spätabends noch auf die dreieinhalbstündige Fahrt von Graz nach Salzburg zu der Burg, auf der wir geheiratet haben, gemacht hat, um wenigstens noch zwei Stunden mit uns feiern zu können, das kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.
Und von diesen Geschichten hätte ich unzählige auf Lager.
Wie mein Brautstrauß ausgesehen hat, ob mein Kleid weiß oder champagner oder grün war, das alles spielt heute wiederum keine Rolle mehr.

Egal ob in Filmen und Serien, auf Social Media oder im Verwandten – und Freundeskreis, es ist anscheinend nach wie vor üblich, dass man sich fast schon in Schulden stürzt, um genau diese perfekte Hochzeit erleben zu können. Es scheint, nur das Teuerste ist dabei gut genug.
Okay, ich gebe zu, es ist schwer, ein Hochzeitsfest zu organisieren, ohne ordentlich ins Börserl greifen zu müssen, denn sobald irgendwo Hochzeit obensteht, werden gleich mal ein paar mehrere hundert Prozent draufgeschlagen.
Trotzdem ist es nicht selten der Wunsch des Brautpaares selbst, es an diesem speziellen Tag richtig krachen zu lassen und dabei keine einzige Sekunde an die Kosten zu denken.
Schon klar, es ist nun mal immer und überall die Rede vom schönsten Tag im Leben, an den man sich für die Ewigkeit zurückerinnern wird.
Jetzt grabe allerdings einmal tief in deinem Gedächtnis und überlege, sind es die teuersten Urlaube, die dir am stärksten in Erinnerung sind, sind es die teuersten Dinge, die dir am wertvollsten erscheinen, oder sind es eher Briefe, Fotos, Erlebnisse für die du jedes Geld der Welt zahlen würdest, doch im Grunde weißt, dass sie eigentlich nicht käuflich sind?
Genau so solltest du es mit deiner Hochzeit sehen. Auch wenn ich gleich noch zum Punkt Stress komme, dieser Tag wird für dich eine emotionale und körperliche Herausforderung, ein Marathon, sein. Du wirst mehr oder weniger so gut wie nichts davon mitbekommen. Deshalb spar dir das Geld für einen späteren Zeitpunkt auf. Von mir aus, lass es dir stattdessen auf der Hochzeitsreise richtig gutgehn, aber kauf dir, bitte, kein überteuertes Hochzeitskleid, keiner deiner Gäste braucht Kaviar und vergoldete Dessertlöffel, jeder hasst Hochzeitsbands, ein guter DJ tut´s auch (und das kann gerne jemand aus dem Freundeskreis sein), usw.
Das Einzige, was an diesem Tag zählen sollte, ist die Feier der Liebe. Die Feier, dass du den Rest deines Lebens mit diesem anderen Menschen verbringen willst, dass dies der Beginn von etwas Großem ist.
Das kann man sowieso niemals mit Geld aufwiegen.

Genau das solltest du dir auch für den Kauf deiner Hochzeitsgarderobe merken, ganz speziell für das Hochzeitskleid. Es muss kein Designerkleid sein, es muss nicht einmal ein neu gekauftes Kleid sein. Noch jede meiner Freundinnen, die geheiratet hat, teilweise für das Kleid hunderte Kilometer weit gefahren ist und Unmengen ausgegeben hat, hat irgendwann im späteren Leben ihr Kleid auf “will-haben” oder ähnlichen Plattformen verkauft. Mir ist natürlich bewusst, wenn man gerade dabei ist seine Hochzeit zu planen, hat man die romantische Vorstellung im Kopf, wie man zum zehnten und zwanzigsten Hochzeitstag oder zur silbernen und goldenen Hochzeit immer wieder sentimental dieses Kleid hervorholt.
Aber: Niemand tut das! Zumindest niemand, den ich kenne, hat das zu irgendeinem Zeitpunkt getan.
Die Mutter meiner damaligen Trauzeugin hatte einen Brautkleidverleih, deshalb ist es für mich nie zur Debatte gestanden, mir ein eigenes Kleid zu kaufen, stattdessen habe ich mir ein wunderschönes Kleid ausgeliehen und diese Entscheidung kein einziges Mal bereut.Nachdem ich es schon angesprochen habe, ja, dieser Tag wird eine Achterbahnfahrt und ein Marathon sein, und du wirst dich den gesamten Tag darauf freuen, abends ins Bett fallen zu können (vergiss den Gedanken an eine leidenschaftliche Hochzeitsnacht besser gleich, denn das Schönste wird sein, todmüde aneinandergekuschelt in einen sofortigen Tiefschlaf zu fallen).
Du wirst von einer Ecke zu anderen hetzen, von einer Tante zur nächsten geschoben und dir wünschen, du wärst doch nach Las Vegas durchgebrannt oder ihr hättet zu zweit mit euren Trauzeugen auf einer einsamen Insel geheiratet.
Aber, was das angeht, glaube ich, dass man es auch anders machen kann. Besser.
Ich wünschte, mir hätte jemand gesagt, dass ich darauf pfeifen soll, ob jeder meiner Gäste ständig ein Glas in der Hand hat. Dass ich mich nicht darum kümmern sollte, ob das Essen warm genug ist, die Torte für alle reicht, die Musik nicht zu laut, zu schnell, zu langsam, zu was auch immer ist. Dass es nicht schlimm ist, wenn eine Kerze ausgeht, das Feuer im Kamin langsam niederbrennt, es zu kalt, zu warm oder sonst was ist.
Es ist deine Hochzeit, dein Fest! Ja, du bist vielleicht der Gastgeber, aber jeder deiner Gäste wird Verständnis haben, dass du nur auf dieser einen Hochzeit tanzen kannst und nicht gleichzeitig auf zwanzig.
Was ich damit sagen will – wenn es jemandem an einem Tag zusteht, egoistisch zu sein, dann der Braut bzw. dem Bräutigam an ihrem Hochzeitstag. Mach nur das, was du willst. Wenn du keine Lust hast, dich mit der Cousine der Freundin deiner Tante dritten Grades zu unterhalten, dann musst du das auch nicht. Wenn du es hasst, zu tanzen, dann lass den Hochzeitswalzer aus. Wenn du keine Torte magst, dann musst du auch deinen Hochzeitskuchen nicht essen.

Egal worum es geht – sei egoistisch und lass dich auf keinen Fall stressen! Von nichts und niemandem!

Du heiratest – davon gehen wir jetzt einfach einmal aus – nur dieses eine Mal in einem ganzen langen Leben. Sauge jeden Moment davon auf. Kümmere dich nicht, ob die Frisur perfekt sitzt, ob du einen Fleck am Saum deines Kleids hast, ob sich die Krawatte deines Bräutigams mit dem Kleid der Trauzeugin beißt. Das alles ist sowas von egal, und du wirst dich in zwei Jahren schon nicht mehr daran erinnern. Schnapp dir die Hand deines Bräutigams und lass sie den gesamten Tag und die gesamte Nacht nicht mehr los (das ist ein wichtiger Tipp, sonst wirst du nämlich die Person, weshalb das alles eigentlich stattfindet, die ganze Feier über selten zu Gesicht bekommen). Es ist EUER Tag, nur eurer, und dass ihr eine unvergessliche Zeit habt, ist alles, was zählt.
Sollte sich einer eurer Gäste vernachlässigt fühlen oder unwohl, dann ist das sein Problem. Und wenn deshalb jemand nachtragend sein sollte – so what!

Mir ist bewusst, dass man denken könnte, ich wäre der absolute Heiratsmuffel und extrem unromantisch. Das genaue Gegenteil ist allerdings der Fall. Ich liebe die Liebe – weshalb sonst sollte ich Liebesromane schreiben. Ich liebe Hochzeiten. Ich liebe es, zu sehen, wie sich zwei Menschen füreinander entscheiden. Dafür, den Rest des Lebens miteinander zu verbringen. Ich liebe es, Hochzeitsanträge mitzuverfolgen. Wenn Menschen vor Rührung und Unglauben in Tränen ausbrechen.
O ja, ich bin sogar sehr romantisch.
Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich diese etwas anderen Tipps verfasst habe, denn Hochzeiten selbst sind auch sehr romantisch, aber zu häufig nicht fürs Brautpaar. Jeder kennt es doch von sich selbst, wenn er eine Geburtstagsparty für den eigenen Geburtstag ausrichtet – wie viel hat man denn selbst davon? Als Gastgeber bekommt man nun mal meist nur die Hälfte mit und ist mehr damit beschäftig, dafür zu sorgen, dass sich die Gäste wohlfühlen und gut versorgt sind, als auf sich selbst zu schauen und sich ins Bewusstsein zu rufen, dass man ja eigentlich gerade selbst gefeiert wird.
Genau so läuft es auch auf einer Hochzeit ab!

Ich glaube allerdings fest, wenn einem jemand sagt, dass man gerade an so einem Tag auch mal egoistisch sein darf, dann kann es auch anders ablaufen. Wenn euch das Wohl eurer Gäste so wichtig ist, dann stellt eine Person, der ihr absolut vertraut, dafür ab, sich darum zu kümmern. Immerhin kann sich nicht jeder einen Wedding Planer leisten. Scheut euch nicht davor, Familie und Freunde für verschiedene Aufgaben einzuteilen. Sie werden es gerne tun.
Und kümmert euch, BITTE, nicht darum, dass alles perfekt ist. Perfektion ist langweilig und braucht niemand. Das Unperfekte macht diesen Tag erst richtig perfekt.

Und an alle Bräute da draußen, hört auf, euch runterzuhungern! Lasst euch kein Make-up und keine Frisur verpassen, womit ihr euch selbst nicht wiedererkennt und schon gar nicht euer Bräutigam. Bleibt euch selbst treu! Ihr werdet wunderschön aussehen, wenn ihr ihr selbst seid und keine Märchenprinzessin aus einem Disneyfilm.
Euer zukünftiger Ehemann hat sich auch ohne diesen ganzen Schnickschnack in euch verliebt und er wird Ja sagen, egal wie ihr ausseht!
Außerdem ist keine Frau jemals so schön wie an ihrem Hochzeitstag, das liegt allerdings weder am Kleid noch an der Frisur noch am Make-up. Es liegt an diesem unendlich glücklichen Lächeln, nur das wird im Vordergrund stehen.

eine Lieben, wenn ich mir das so durchlese – vielleicht sollte ich doch noch einmal hervorheben, dass ich sehr wohl Hochzeitsfan bin und dass auch meine eigene Hochzeit wunderschön war. Doch sie war alles andere als perfekt.
Wir waren erst Anfang zwanzig und hatten eine Low Budget Feier mit unendlich vielen Abstrichen, da wir alles selbst bezahlen mussten – trotzdem war sie perfekt, weil sie so unperfekt war. Meine Hochzeitstorte war eine Katastrophe und ich war wirklich enttäuscht, als sie geliefert wurde, aber gerade deshalb war es perfekt unperfekt. Mein Kleid war geliehen und wurde zuvor bereits von vielen Bräuten getragen, aber gerade deshalb war es perfekt unperfekt. Wir hatten keine Band, keinen DJ, sondern Musik vom Band, aber gerade deshalb war es perfekt unperfekt. Wir haben die halbe Nacht vor der Hochzeit alles selbst dekoriert und hergerichtet. Sogar die Tische selbst eingedeckt. Aber gerade deshalb war es perfekt unperfekt. Und trotzdem, der schönste Moment war der, als wir abends nur noch zu zweit in unser Hochzeitszimmer gekommen sind, die Türe schließen konnten und uns zum ersten Mal bewusst gemacht haben, dass wir jetzt offiziell verheiratet sind!
Und der allerschönste Moment war der, als wir vierundzwanzig Stunden später im Flugzeug nach Thailand am Weg zu unserer Hochzeitsreise gesessen sind. Nur wir zwei. Endlich!
Weshalb ich diesen Beitrag auf diese Art verfasst habe, liegt daran, dass ich wünschte, mir hätte jemand gesagt, dass ich an diesem Tag jeden Moment bewusst erleben soll. Ich wünschte, mir hätte jemand gesagt, dass ich immer wieder meine Augen schließen soll, durchatmen, die Hand meines Mannes nehmen und im Hier und Jetzt sein soll. Ich wünschte, mir hätte all das, was ich euch heute erzählt habe, jemand gesagt. Dass es MEIN Fest ist. MEIN Tag, und dass alles andere egal ist.
Tja, ich sage es euch, ich sage es DIR, denn ich freue mich so sehr für dich, dass du dich entschieden hast, mit einem anderen Menschen das Leben zu verbringen. Dass ihr euch füreinander entschieden habt. 
Deine Hochzeit wird perfekt sein, wenn du das Unperfekte zu deiner Feier einlädst!