never grow up feat. Europapark

Meine Lieben, bevor wir hier loslegen, eine kleine Erklärung vorweg: Ich hatte über diesen Tag nicht wirklich einen Beitrag geplant und möchte mich deshalb für die Fotoqualität entschuldigen. Das Einzige, abgesehen von meinen Erinnerungen, das ich mit euch teilen kann, sind ein paar private Schnappschüsse, die ich für mich selbst als Erinnerung angefertigt habe, die ich allerdings eigentlich niemals mit der Öffentlichkeit teilen wollte. Andererseits war dieser Tag so besonders, dass er sich seinen Platz hier mehr als verdient hat, also bitte behaltet dies im Hinterkopf, wenn ihr draufkommt, dass, von den Bildern her, irgendwie nichts zusammenpassen will.

Ihr Lieben, wir sind so gut wie am Ende unseres Roadtrips angelangt und die letzte Etappe, die im Grunde gar nicht die letzte war, da ich – ihr erinnert euch – Tag vier vorgezogen habe, diesen letzten noch ausständigen Teil der Reise gehen wir heute an.
Ich traue mich zu behaupten, es gibt, was dieses Thema angeht, genau zwei Gruppen von Menschen: Entweder man liebt sie oder man kann die Begeisterung nicht nachvollziehen.
Entweder man hat sich das innere Kind bewahrt und fängt sofort zu seufzen an, wenn einen auch nur irgendetwas an diese magischen Welten erinnert oder man verdreht die Augen und schüttelt verständnislos den Kopf.
Entweder man liebt Vergnügungsparks inbrünstig oder man kann ihnen so gar nichts abgewinnen (ich hätte an dieser Stelle auch hassen einfügen können, aber dieses Wort mit Vergnügungsparks in Verbindung zu bringen, auch wenn ich nicht einmal von mir selbst spreche, bringe ich nicht übers Herz).
Ja, entweder oder.

“No one ist too old for fairy tales.” (aus Peter Pan)

Wozu ich gehöre, zu welcher Gruppe, solltet ihr nicht lang rätseln müssen, denn es sollte gemeinhin bekannt sein, dass ich alle Vergnügungsparks dieser Welt liebe. Ob Disneyland, diverse Filmstudios (obwohl ich die gar nicht so großartig finde), Phantasialand, Hansapark, Gardaland, etc. Und meinen heimlichen Favoriten, den Europapark.

Wenn ich mich richtig erinnere, liegt mein allererster Besuch im Europapark in Rust beinahe zwanzig Jahre zurück – was mich mehr schockiert als euch. Wenn mich wirklich nicht alles täuscht, hat mein erster Besuch im Herbst 2004 stattgefunden. Damals hat mir eine Arbeitskollegin von ihrem Urlaub erzählt und ich habe partout nicht verstanden, weshalb ich zuvor noch nie etwas von diesem Europapark gehört hatte. Ich bin bei den Erzählungen an ihren Lippen gepickt wie der billigste Lipgloss aus dem Discounter und ein paar Stunden später war das Hotel El Andaluz auch schon gebucht.

“All you need ist faith, trust and a little bit of pixie dust.” (aus Peter Pan)

Was ist es nur, das mich so an diesen Parks fasziniert?
Tja, diese Frage ist schnell und einfach beantwortet – sobald das Drehkreuz im Eingangsbereich hinter einem hochschnappt, ist man in einer anderen Welt gelandet. In einer sorgenfreien Welt. Ich muss das Kind in mir nicht lang suchen, denn ich verstecke es nur selten, aber wenn ich so eine “andere” Welt betrete, dann übernimmt es sofort die Vorherrschaft und die reale Welt existiert nicht mehr. In so einem Park gibt es keinen Alltag, es gibt demnach auch keinen Alltagsstress oder die Sorgen, die einen täglich plagen. Egal was einen gerade umtreibt, sobald das Drehkreuz hochschnappt, legt sich wie ganz von selbst ein Schalter um, und sind wir mal ehrlich, die Macher solcher Parks wissen auch genau, wie man diesen Zustand hervorrufen kann. Gerüche, fast schon hypnotisierende Klänge, generell Soundeffekte – all das verbinde ich sofort mit dem Gedanken an Vergnügungsparks, mit dem Gedanken an diese magischen Welten.

Mir wurden im Laufe meines Lebens bereits viele Syndrome unterstellt oder von mir aus auch diagnostiziert, aber etwas, auf das ich richtiggehend stolz bin, ist, wenn man mir ein Peter-Pan-Syndrom unterstellen will.
Es ist schon lustig, wenn ich an Mini-Mirli zurückdenke. Damals habe ich mir immer vorgestellt, wie es einmal sein wird, wenn ich erwachsen bin. Wie sich das anfühlen wird.
Mit zwanzig habe ich mir ähnliche Fragen wie als Kind gestellt, wie fühlt sich so ein Erwachsenenleben wohl an.
Mit dreißig bin ich langsam stutzig geworden und habe mich gefragt, ob ich mich nicht doch schön langsam erwachsener fühlen sollte. Ob ich nicht endlich wissen sollte, wie es sich denn anfühlt.
Tja, und heute mit über vierzig denke ich mir, jetzt will ich es überhaupt nicht mehr wissen, denn so viel kann ich sagen, erwachsen fühle ich mich nach wie vor nicht, und ich glaube schön langsam auch nicht mehr, dass dieser Zustand jemals eintreten wird.

Tatsache ist, ich fühle mich in “Erwachsenensituationen” noch genauso unsicher wie mit zwanzig. Ich werde nach wie vor automatisch von jedem geduzt und ernst nimmt mich sowieso niemand. Warum auch immer das so ist, stört es mich zumindest heute weniger als früher. Eine Zeit lang habe ich mir ehrlich Sorgen gemacht, dass mit mir etwas nicht stimmen könnte. Oder dass ich mich in meinem Alter vielleicht anders geben, anders verhalten sollte. Aber etwas, das zum Glück automatisch mit dem Alter kommt – Peter Pan hin oder her – ist, dass es einem immer mehr egal ist, was andere von einem denken. Dass man mir gerne jedes Syndrom unterstellen kann, denn so lang ich mit mir glücklich bin und ich niemand anderem schade, so lang kann es mir sowas von egal sein, ob man mich Peter Pan nennt oder wie auch immer.

“To live would be an awfully big adventure.” (aus Peter Pan)

Niemals möchte ich diese Begeisterungsfähigkeit, die einem Kleinkind ähnelt, verlieren. Die Faszination am Leben selbst. Wenn ich irgendwann am vierundzwanzigsten Dezember aufwache und mir denke, ah, haben wir mal wieder Weihnachten, dann will ich lieber nie wieder aufwachen. Ich will den Rest meines Lebens auch weiterhin die Nacht vor meinem Geburtstag kaum schlafen können und mich den ganzen Tag als Queen-of-the-day fühlen. Ich wünsche mir, dass ich das Kind in mir, das Gummibärchen liebt und in Vergnügungsparks aufgeregt auf und ab springt, mit Zuckerschnute von einem Naschstand zum nächsten eilt, sich Kopf voraus in jedes frisch bezogene Bett kuschelt, abends am liebsten heiße Schokolade trinkt und täglich einen Welpen adoptieren möchte, niemals verlieren. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass ich mit achtzig noch immer dasitze und mich frage, wie es sich wohl anfühlen wird, wenn ich endlich erwachsen bin.
Und ich will definitiv auch mit achtzig noch in Vergnügungsparks fahren und mich in diese magischen Welten katapultieren lassen.

“What if I fall? Oh, but my darling – what if you fly?” (aus Peter Pan)

Es ist also beinahe zwanzig Jahre her, dass zum allerersten Mal das Drehkreuz zum Europapark hinter mir hochgeschnappt ist. Seit diesem ersten Besuch sind wir zumindest einmal, wenn nicht sogar zweimal jährlich nach Rust gereist. Und jedes Mal war es wieder beinahe genauso besonders wie beim ersten Mal. Bei jedem Besuch hätte ich heulen können, wenn wir wieder abreisen mussten, und das Einzige, das mir geholfen hat, war der Gedanke, ich komme bald wieder.
Ob ich mir das vor acht Jahren wohl auch gedacht habe, ich komme bald wieder? Denn ja, acht lange Jahren ist es her, dass ich das letzte Mal im Europapark war, dass das letzte Mal das Drehkreuz hinter mir hochgeschnappt ist.
Wobei diese acht Jahre natürlich einen triftigen Grund hatten.

Ich will nicht zu genau auf das Thema eingehen, aber Tatsache ist, aus gesundheitlichen Gründen darf ich seit damals nicht mehr mit den “großen” Bahnen fahren, was für mich Achterbahn-Junkie ein herber Schlag war, als ich es erfahren habe. Zwar liebe ich an Vergnüngungsparks in erster Linie diese magische Welt, dieses Sorgenfreie, das Flair und diese speziellen Vibes, aber sind wir mal ehrlich, Achterbahnen gehören einfach dazu. Für mich hat es nie zu hoch, zu schnell oder zu wild sein können. Die Bahn, in der ich kreische, ist noch nicht erfunden worden. Dieses Gefühl, diesen freien Fall nie wieder spüren zu dürfen, daran musste ich lang knabbern.

Allerdings –  meine Sorge und das Fernbleiben waren  absolut unbegründet, denn ich kann diese magischen Welten noch immer genauso genießen wie zuvor. Man kann mich offensichtlich auch in Kinderbahnen setzen und ich bin glücklich damit. Einfach herumflanieren, sich durch das kulinarische Angebot testen, Shows ansehen und das Flair aufsaugen – ich hätte es nicht gedacht, aber das ist eigentlich genauso schön wie früher. Und genau so haben wir diesen Tag vor drei Wochen in unserer magischen Welt erlebt.

“Think of the happiest things, it´s the same as having wings.” (aus Peter Pan)

Obwohl ich es mir nicht vorstellen kann, will ich allen, die noch nie vom Europapark gehört haben, kurz erklären, was es damit auf sich hat. Dass der Europapark ein Vergnügungspark bzw. Freizeit- und Themenpark ist, dürfte nun schon geklärt sein. Auch, dass dieser sich in Rust in Baden-Württemberg befindet. Mit über fünf Millionen Besuchern (Jahr 2022) ist der Europapark der meistbesuchte Freizeitpark im deutschsprachigen Raum, der drittbesucherstärkste Europas und der besucherstärkste saisonale Park der Welt. 2022 wurde er von der “Golden Ticket Award”-Jury zum achten Mal in Folge zum besten Freizeitpark der Welt gekürt.

Der Park wird von der Familie Mack geführt, deren Unternehmen seit 1921 selbst Achterbahnen herstellt. Von amerikanischen Freizeitparks inspiriert hatte man damals die Idee, einen eigenen Park sozusagen als Ausstellungsfläche für die hergestellten Produkte zu eröffnen. In der Gemeinde Rust wurde dafür der Park des Schlosses Balthasar und ein angrenzender Märchenpark erworben, und im Juli 1975 wurde der Europapark dann offiziell eröffnet.
Mit Italien ist 1982 der erste Themenbereich des Parks in Betrieb gegangen und der Grundstein für das europäische Themenkonzept war gelegt. Italien folgten der Bereich Österreich und Schweiz. Mit den Jahren wuchsen diese Teile immer weiter an. Frankreich, Holland, Skandinavien, England u.u.u. – so gut wie jedes europäische Land ist mittlerweile im Europapark in 20 Themenbereichen vertreten.
Da immer mehr Besucher nach Rust strömten, wurden 1995 mit der Eröffnung des Hotels El Andaluz schlussendlich auch Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Heute können Gäste in sechs verschiedenen Hotels nächtigen.

“Believe you can and you´re halfway there.” (aus Peter Pan)

Für mich wird der Europapark immer einen besonderen Stellenwert haben. Wir kommen nicht mehr jährlich, da es leider zu teuer geworden ist, aber wenn, dann ist es jedes Mal wieder magisch. Wir haben den Park im Sommer erlebt, aber genauso im Herbst im Zeichen von Halloween und ganz besonders einmalig – das Winterwonderland vor Weihnachten.
Wir haben diesen Tag unseres Roadtrips von der ersten Sekunde an zelebriert. Im Grunde haben wir uns einfach durch den Park genascht und jede Bahn, die mir zumutbar war (bei der Schweizer Bobbahn und ähnlichen Fahrgeschäften sollte ich auf der sicheren Seite sein), mindestens einmal genutzt. Wir mussten uns eigentlich nirgendwo lang anstellen, maximal zehn Minuten, und konnten so alles aus diesem Tag rausholen.Eins meiner Highlights war das Essen im Restaurant Bamboo Baai, das abgesehen davon, dass es unglaublich lecker war, einen tatsächlich in eine exotische Welt befördert hat. Oder natürlich die Piraten von Batavia, die ich mit am meisten liebe. Oder mit der Monorail, der Hochschaubahn, alles von oben bestaunen.
Sagen wir einfach, jedem, der den Europapark kennt, brauche ich nichts zu erzählen – und alle anderen sollten es schleunigst selbst herausfinden.
Ich kann es jetzt schon nicht mehr erwarten, wenn ich wieder diese hypnotisierenden Klänge höre, wenn ich um mich nur fröhliche und lachende Gesichter sehe und wenn das Drehkreuz am Eingang erneut hinter mir hochschnappt und die reale Welt nicht mehr existiert. Zumindest für einen Tag …

“So come with me where dreams are born & time is never planned. Just think of happy things and your heart will fly on wings, forever.” (aus Peter Pan)

eine Lieben, wir haben es geschafft, vier perfekte, unvergessliche Tage liegen hinter uns und ich bin vollgefüllt mit Glücksgefühlen. Als wir nach diesem Tag in unserer magischen Welt ins Hotel zurückgekehrt sind, haben wir uns eine Pizza aufs Zimmer bestellt (weil wir ja noch nicht genug gegessen hatten den ganzen Tag über) und natürlich Harry Potter aufgedreht, denn anders und perfekter konnte dieser Tag nicht enden.
Ja, ich kann es definitiv nicht mehr erwarten, wenn wir uns wieder auf den Weg Richtung Rust machen!
Alles Liebe, love&peace, 

“Never say goodby, because saying goodbye means going away and going away means forgetting.” (aus Peter Pan)